Die Sylvari
Die Sylvari sind ein rätselhaftes Volk. Als jüngste Bewohner Tyrias haben diese eigenartigen Kreaturen mit ihrer menschlichen Gestalt und ihrem pflanzenhaften Wesen erst 25 Jahre auf dieser Welt verbracht. Sie alle sind Kinder des mächtigen Blassen Baums, der die Befleckte Küste beherrscht. Dieser gemeinsame Ursprung und ein gemeinsamer Traum verbindet alle Sylvari. Keiner weiß, warum sie plötzlich in Tyria erschienen sind, am wenigsten die Sylvari selbst. Und so sind sie auf der Suche nach ihrem Zweck in der Welt. Von allen Völkern sind sich die Sylvari im deutlichsten bewusst, welche Gefahr von den Alt-Drachen ausgeht. Regelmäßig liefern sie sich Kämpfe mit den untoten Dienern Zhaitans.
Und nun lauscht ihrer Geschichte.
Geschichte
„Es gab eine Zeit, in der ich diese Welt verfluchte, weil sie mir alles genommen hat, was ich je besaß und liebte. Doch seit ich hier lebe, beginne ich zu verstehen, dass unsere Erinnerungen - auch die schmerzhaften - die Samen unserer Identität sind. Sie formen unser Wachstum." —Ronan, Mensch, früher von der Glänzenden Klinge.
Die Geschichte der Sylvari beginnt mit einem Menschen und einem Zentauren. Der Mensch war Ronan, ein Krieger der Glänzenden Klinge. Als er von seiner Patrouille getrennt wurde, entdeckte er eine Höhle voller merkwürdiger Samen, die von mächtigen Pflanzenwesen bewacht wurde. Er nahm einen dieser Samen, um ihn seiner Familie zu schenken. Als er jedoch zuhause ankam, musste er mit Schrecken feststellen, dass sein gesamtes Dorf vom Weißen Mantel und seinen mächtigen Möchtegerngöttern, den Mursaat, abgeschlachtet worden war. Voller Trauer pflanzte er den Samen auf ihren Gräbern und schwor, nie wieder zum Schwert zu greifen.
Ventari, ein alter Zentaure, der die andauernden Konflikte ebenfalls leid war, schloss sich Ronan an. Gemeinsam gründeten sie eine kleine Gemeinschaft, eine Zuflucht für alle, die in einer grausamen Welt nach Frieden suchen. Aus dem Samen wuchs ein großer und stolzer Baum, unter dessen Zweigen Menschen und Zentauren ein Leben in Frieden führten. Mit der Zeit verstarb Ronan und auch der alte Ventari folgte ihm nach. Doch bevor er sein Leben hinter sich ließ, schnitzte der Zentaure seine Lehren in eine Marmortafel und legte sie zwischen den Wurzeln des Blassen Baums ab. Danach ging der älteste und weiseste der Zentauren von dieser Welt.
Der Baum wuchs und warf seinen Schatten über die Gegend, und schon bald trug er Früchte. Und im Herz dieser Früchte schlummerten die ersten Sylvari. Der blasse Baum wiegte sie sicher, sang ihnen Lieder vor und erzählte ihnen alles, was er von der Welt wusste. Er hegte einen Traum, der der Traum aller Sylvari sein sollte, ein Traum vom Leben der Menschen und der Weisheit der Zentauren. Als diese Sylvari als Erstgeborene das Licht der Welt erblickten, wussten sie schon ein wenig über sie und brannten darauf, mehr zu erfahren.
Auf den ersten Blick sehen die Sylvari menschlich aus, doch schon der zweite Blick straft diese Annahme Lügen. Ihr Fleisch besteht aus Ranken und Blättern, ihr Haar aus Laub und Blüten und ihre Knochen aus festem Holz. In ihren Adern fließt goldenes Harz und ihre Haut ist mit Pollen bedeckt. Wenn sie als Erwachsene geboren (oder wie sie sagen „erweckt") werden, wissen sie bereits einiges über die Welt um sie herum. Vom ersten Augenblick an verfügen die Sylvari über ein angeborenes Ehrgefühl, unstillbare Neugier und das Bedürfnis, alles zu erforschen.
Und jeder Sylvari, der erforscht und etwas über die neue Welt erfährt, trägt dieses Wissen zum Blassen Baum, der es in seinen Liedern mit einer neuen Generation teilt.
Der Hain
Heute beherrscht der Blasse Baum die Befleckte Küste und überragt sogar so manchen Berg. Im Schutz seines grünen Laubs haben die Sylvari ihr Zuhause gegründet. Der vom Baum erschaffene Hain ist eine blühende, organische Stadt mit mehreren Ebenen. Die Wurzeln und Zweige des Baums bilden breite Terrassen, auf denen andere Pflanzen sich niedergelassen haben und zu Häusern und Gebäuden geflochten wurden. Einige Sylvari haben ihr ganzes Leben unter dem Baum verbracht, doch die meisten gehen lieber auf Wanderschaft, um Abenteuer zu erleben und dorthin zu gehen, wo der Traum sie hinführen mag.
Die Gesellschaft der Sylvari ist in Häuser oder Zyklen eingeteilt. Sie sind der Meinung, dass die Persönlichkeit eines Wesens vom Tag seiner Erweckung bestimmt wird. Die im Zyklus der Morgendämmerung geborenen Sylvari sind in der Regel sehr gesprächig und diplomatisch. Die im Zyklus des Tages Geborenen sind meist gute Problemlöser und stellen sich Herausforderungen ohne Furcht. Die Sylvari aus dem Zyklus der Abenddämmerung sind oft intelligent und nachdenklich. Und die des Zyklus der Nacht sind still, verschlossen und behalten ihre Gedanken lieber für sich.
Die Erstgeborenen der Sylvari kommen Anführern am nächsten, doch der Respekt, der ihnen entgegengebracht wird, beruht ausschließlich auf ihrer Weisheit und der Zeit, die sie auf der Welt verbracht haben. Jedem Zyklus steht einer der Erstgeborenen als Weiser, als Ratgeber und als Lehrer für die neu Erwachten zur Seite. Der eigentliche Herrscher jedoch ist der Blasse Baum, der ihnen Mutter und Vater zugleich ist. Sein Lied klingt in allen Sylvari. Diejenigen unter ihnen, die nach Erleuchtung streben, reisen zum Herz des Baums, um mit ihm zu sprechen und seine Weisheit zu suchen.
Ein Schatten im Traum
Obwohl die Sylvari ein junges Volk sind, müssen Sie sich Herausforderungen von innen und außen stellen. Nicht alle Völker heißen sie willkommen, und ihre frühen Erfahrungen mit den in der Nähe lebenden Asura haben ihnen gezeigt, dass auch nicht alle Wesen ihre tugendhafte Art teilen. Doch die größten Gefahren kommen aus dem Inneren, nämlich in Form derjenigen Sylvari, die den Traum ablehnen, und in Form einer Warnung innerhalb des Traums selbst.
Jeder ungeborene Sylvari hört das Lied des Blassen Baums und erfährt von der Welt sowie das, was die anderen Sylvari gelernt haben. Doch viele träumen auch von einer rätselhaften Gefahr, die die Welt der Erwachten bedroht. Für die meisten ist dies nur ein flüchtiger Blick. Nur ein paar wenige, die großen Helden ihres Volkes, sehen die Schatten von Drachen und erkennen sie als Gefahr, die die Welt bedroht. Aus diesem Grund wissen die Sylvari besser als andere Völker, welche Herausforderung die Alt-Drachen darstellen. Die Ufer ihres Gebiets grenzen an das Meer des Leids. Tag für Tag werden untote Diener Zhaitans ans Land gespült und dürsten danach, alles zu plündern, was sie finden können. Die anderen Völkern lassen sich vielleicht von den Alt-Drachen verderben und in untote Diener oder Kristallwesen des Brands verwandeln, doch über den Geist der Sylvari haben die Drachen keine Macht. Die Kinder des Blassen Baums sterben einfach, bevor die Verderbnis Einzug halten kann. Aus diesem Grund glauben viele Sylvari, dass sie geboren wurden, um gegen die Drachen zu kämpfen, und deshalb mit einem Schutz gegen ihre schrecklichsten Mächte gesegnet wurden. Einige Gelehrte anderer Völker sind jedoch der Auffassung, dass die fremdartige Biologie der Sylvari der Verderbnis der Drachen einen Strich durch die Rechnung macht. Andere böse Zungen behaupten, dass die Sylvari für Drachen einfach abscheulich schmecken. Doch keiner kann mit Gewissheit sagen, was stimmt.
Die Diener der Alt-Drachen sind jedoch nur eine Bedrohung unter vielen. Einige Sylvari haben die Lehren von Ventaris Tafel abgelehnt und behaupten, dass der Einfluss des Zentauren den Traum verkehrt hat. Sie suchen nach dem Schatten im Traum, wenden sich von dem ab, was sie „falsche Moral" nennen, und erforschen die dunklere Seite ihrer Persönlichkeit. Mit ihrem kalten, grausamen und erbarmungslosen Wesen halten diese Sylvari sich für die „echten Sylvari" und rechtmäßigen Kinder des Baums. Ihren Sinn in der Welt sehen sie darin, die Andersdenkenden ihres Volkes in diese Dunkelheit zu ziehen. Man kennt sie unter dem Namen „Albtraumhof". Mit jeder grausamen und bösen Tat fügen sie ihre Albträume zum Baum hinzu und hoffen, dass sie so das Gleichgewicht umkehren und den Elternbaum auf ihre Seite ziehen können. Die Anführerin des Albtraumhofs ist eine der Erstgeborenen, Großfürstin Faolain, die einst die geschätzte Begleiterin Caithes war.
Eine schöne neue Welt
Zwar ist das Volk der Sylvari kleiner als die anderen großen Völker, doch mit jedem Tag erwachen neue Pflanzenwesen. Auch wenn sie neu in Tyria sind, wissen sie dank des Traums, worum es sich in der Welt handelt. Und dennoch sind sie neugierig und versuchen, alles kennenzulernen und zu verstehen, wovon sie noch nicht geträumt haben. Für sie steckt die Welt voller Möglichkeiten und Faszination.
Und obwohl noch kein Sylvari an Altersschwäche gestorben ist, haben sie erfahren, was der Tod bedeutet. Auch ihn finden sie unheimlich faszinierend.