Die Asura

Die kleinen Asura sind das intelligenteste Volk Tyrias. Fragt sie einfach! Sie werden es gerne bestätigen. Einst waren sie die unangefochtenen Herrscher einer mächtigen im Untergrund lebenden Zivilisation, doch der Große Zerstörer, der Herold des Alt-Drachen Primordus, trieb sie an die Oberfläche.

Seit ihrer Ankunft an der Oberfläche ist das langohrige Volk jedoch prächtig gediehen. Dank ihrer Beherrschung der arkanen Mächte konnten die Asura sich von ihrer notdürftigen Unterkunft in den Ruinen an der Befleckten Küste aus neu ordnen, wieder aufbauen und diese neue, wilde Welt zähmen. Heutzutage ist ihre mystische Technologie auf dem gesamten Kontinent zu finden, und andere Völker behandeln die Asura mit dem Respekt, den sie ihrer Meinung auch verdient haben. Trotz ihres großen Erfolgs werden ihre Errungenschaften von internen Konflikten, persönlichem Stolz und der Habgier einzelner Wesen bedroht.

Geschichte

Die Asura sind eigentlich ein unter der Erde lebendes Volk, das sich perfekt an das Leben in den höhlenartigen Bauten tief unter der Oberfläche angepasst hat. So entwickelten sie herausragende Sinne - ihren langen, breiten Ohren und leuchtenden Augen entgeht nichts - und scharfe Zähne, die ihnen eine alles fressende Ernährung ermöglichen. Ihr Volk zeichnete sich durchweg durch eine überragende Intelligenz aus, mit der sie das Wesen der Magie selbst analysierten, entschlüsselten und sich zunutze machten. Dank dieser Macht breiteten sie sich in den gesamten Tiefen von Tyria aus. Ferne Orte verbanden sie über ihre Asura-Portale, und an Stätten mit besonders großer arkaner Macht errichteten sie imposante unterirdische Zitadellen.

Mit Erschrecken mussten sie feststellen, dass eine dieser Stätten sich als die Heimat eines Alt-Drachen-Champions herausstellte. So versetzten sie den Großen Zerstörer in Aufruhr, ein legendäres Wesen unter den Zwergen. Mit den Portalen, die die Asura selbst über seinem Horst errichtet hatten, entsandt er seine Diener über den gesamten Untergrund und richtete die Zivilisation der Asura fast vollständig zugrunde. Den Überlebenden blieb nichts anderes übrig, als in die gefährliche und unbekannte Welt an der Oberfläche zu fliehen.

Doch die Asura sind sehr erfinderisch. Bewaffnet mit dem Wissen, das sie retten konnten, und gesegnet mit einer ganzen Armee von kreativen Genies rissen sie schon bald die Herrschaft über die Befleckte Küste an sich. Ihre Golems verdrängten die Dschungel. Ihre Schwebezauber schützten ihre Siedlungen vor den Gefahren unter ihnen. Und ihre neu gestalteten Tore eröffneten ihnen den Weg durch eine neue Welt voller Bedrohungen und fremder Völker. Genialität und ein hohes Maß an Organisation verschafften ihnen den Vorteil, mit dem sie sich behaupten konnten.

Die asurische Gesellschaft ist in so genannte Krus gegliedert. Dabei handelt es sich um lose Forschungsorganisationen, die in der Regel von einem besonders brillanten Mitglied geleitet werden. Diese hoch motivierten und wettbewerbsorientierten Krus ordnen und fördern das magische Verständnis ihrer Mitglieder und streben danach, verlorenes Wissen wiederzuerlangen, neue Forschungsfelder zu schaffen und Antworten in ihrer alles umfassenden Ideologie der Ewigen Alchemie zu finden.

Als Volk der magischen Wegbereiter und mystischen Erfinder haben die Asura sich in den Jahrhunderten seit ihrer Ankunft auf der Oberfläche prächtig entwickelt. Sie haben nützliche Völker zu Verbündeten gemacht und halten weniger nützliche unter Kontrolle. Neue Horizonte wurden entdeckt und altes Wissen wurde wiedererlangt.

Rata Sum

Das beste und greifbarste Beispiel für die Magiebeherrschung der Asura ist ihre mächtige Stadt Rata Sum. An diesem Ort, der einst die Ruinen eines gescheiterten Volks beherbergte, haben die Asura ein Zeugnis ihrer Macht errichtet. Jetzt schwebt Rata Sum als dominierender riesenhafter Würfel über der Gegend und bildet mit seinen Wegen und den in kleinere Würfel aufgeteilten oberen Bereichen ein einziges, wundersames Rätsel. An den höchstgelegenen Orten der Stadt befinden sich die Labore und Besprechungsräume des Arkanen Rats, der Anführer des asurischen Volks. Die Tiefen dieses immensen Würfels werden noch immer von niemals schlafenden Golemdienern ausgehoben.

Die Asura betrachten sich selbst als Individuen, die ihre Werke argwöhnisch beschützen. Dennoch gibt es mehrere Organisationen, die das Volk verbinden. Die wichtigste dieser Organisationen ist der Arkane Rat, der theoretisch eine Versammlung weiser Asura bildet, die die Gesetze des Volkes in die Tat umsetzen. In der Tat jedoch besteht diese Gruppe aus Asura, die nicht weise genug waren, sich vor dieser Aufgabe zu drücken. Die meisten Asura würden nämlich lieber ihre eigenen kreativen Ziele verfolgen, statt sich mit internen Feindseligkeiten und bürokratischen Streitereien auseinanderzusetzen.

Rata Sum ist auch die Heimat der Kollegien der Asura: den Kollegien der Statik, Dynamik und Synergie. Jedes Kolleg verfügt über ein imposantes Gebäude, in dem vielversprechende Schüler, Lehrlinge und Gesellen ohne eigenes Labor arbeiten, ihr Wissen vertiefen und erfahrene Mentoren anlocken können. Die einzelnen Kollegien haben jeweils eine eigene Interpretationsweise der Internen Alchemie. Am Kolleg der Statik betrachtet man die Welt als mächtige und stützende Linien, die unveränderlich sind. Schüler dieses Kollegs versuchen, aus den verlorenen Lektionen der Vergangenheit zu lernen. Für das Kolleg der Dynamik ist die Welt aktiv und ändert sich fortlaufend. Daher ist für dieses Kolleg jedes abgeschlossene Experiment ein Erfolg. Das Kolleg der Synergie schließlich legt Wert auf die Verbindung zwischen den Dingen, also den Pausen zwischen den Takten. Seine Anhänger sind die mystischsten und theoretischsten Denker des Volkes.

Obwohl Rata Sum das Zentrum bildet, haben die Asura ihre Labore und Forschungseinrichtungen überall an der Befleckten Küste verstreut errichtet. Ihr inneres Streben nach Innovation und der Drang, der Beste in seinem Metier zu werden, treibt die asurischen Meister und ihre Krus oft ins Hinterland, wo ihre Werke vor zu neugierigen Blicken und möglichen Konkurrenten sicher sind. Oft werden Labore daher in besonders entlegenen oder gefährlichen Gegenden errichtet. Wird ein Labor zerstört oder seine Arbeiter ermordet, könnten neue Entdeckungen vollständig verloren gehen. Für die Asura sind solche Ereignisse natürlich ein Fluch, doch die anderen Völker finden diesen Gedanken nicht sonderlich schlimm.

Wissen ist Macht

Für das Volk der Asura ist der Wettbewerb ein ständiger Ansporn. Jeder Asura macht sich mit einer Gewissheit an die Forschungsarbeit, die auf seiner unermesslichen Intelligenz und seinem Selbstvertrauen beruht. Sie sind ein Volk verrückter Wissenschaftler, die alle ihre Einzigartigkeit unter Beweis stellen möchten.

Dieser Wettbewerb (und die damit verbundene mutmaßliche Überlegenheit) gilt auch im Vergleich mit anderen Völkern. Einige werden als mögliche Ressourcen betrachtet, wie beispielsweise die in der Alchemie begabten Hylek oder die Schaufler mit ihrer Schalltechnologie. Andere sind mögliche Angestellte, wie die Menschen oder Sylvari. Und wieder andere gelten nur als Ärgernis, das ausgelöscht werden muss, so zum Beispiel die nagerartigen Skritt, die die Asura aus ihrer Zeit unter der Erde nur allzu gut kennen.

Es ist nicht gerade überraschend, dass die größte Bedrohung für die Asura andere Asura sind. Abgesehen von der manchmal dramatischen oder sogar explosiven Natur ihrer Experimente hat sich eine Gruppe von Asura zusammengeschlossen, um eine eigene Meta-Kru zu schaffen. Diese als Inquestur bekannten Asura vereinen ihre Ressourcen in einer größeren Organisation und teilen ihr Wissen mit den anderen Mitgliedern, jedoch niemals mit Außenstehenden. Sie beteiligen sich intensiver an den Machenschaften einzelner Mitglieder und lassen sich von Moralvorstellungen weniger einschränken als andere Asura. Sie gehen sogar teilweise soweit, die Geister vernunftbegabter Wesen in ihren unablässigen Forschungen zu nutzen und auszunutzen. Das macht ihre Organisation nicht nur hoch effizient, sondern auch extrem gefährlich. Ihr Ziel ist kein geringeres als die Herrschaft über ganz Tyria, darunter auch über die Alt-Drachen. Und dabei lassen sie sich von nichts und niemandem aufhalten.

Gefährlicher Stolz

Seit sie an der Oberfläche Tyrias aufgetaucht sind, war die Geschichte der Asura von Erfolg und Triumph über scheinbar unüberwindliche Hindernisse, ewige Gefahren und die Dummheit der Welt im Allgemeinen geprägt. Aus der Asche, die die Angriffe des Großen Zerstörers hinterließen, haben die Asura sich eine bessere Zukunft geschaffen. Und doch birgt gerade dieser Erfolg auch den Samen ihres möglichen Untergangs. Die Asura sind ein stolzes, ja geradezu hochmütiges Volk, das zwar über großes Wissen, aber nicht über unbegrenzte Weisheit verfügt. Und nicht selten führte großer Stolz zu einem tiefen Fall.